Au revoir « Oncle Bernard »
Mittwoch, 7. Januar 2015
6:30 Uhr - Ich sitze vor meinem Laptop, einen Kaffee in der Hand, und nehme die letzten Anpassungen für den diesjährigen Winterschlussverkauf vor... der Tag verspricht schön zu werden. Wer ich bin? Ich bin Eric, der Geschäftsführer von Puzzle.de
Der erste Tag eines Schlussverkaufs ist ein wichtiges Datum für jeden Online-Verkäufer: An diesen Tagen können wir in kurzer Zeit große Mengen an Puzzles verkaufen und so im Lager Platz für Puzzle-Neuheiten schaffen. Die Preisumstellung ist für 8 Uhr morgens eingeplant: Der Tag fängt gut an, sowohl für die Kunden von Puzzle.de als auch für den Chef und die bevorstehenden Einkäufe. Trotz des eher mäßigen Wetters in der Umgebung von Nantes (Frankreich) fängt der Tag sogar sehr gut an.
Kein Nebel und kein Regen kann uns an diesem 7. Januar die Freude an der Arbeit vermiesen. Wir lieben unsere Arbeit, wir lieben Puzzles und wir lieben es, den Tag mit guter Laune zu beginnen.
12:30 Uhr - Die schreckliche Nachricht trifft ein. Sie erwischt mich eiskalt. Die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ wurde Opfer eines Terroranschlags. Sofort herrscht Niedergeschlagenheit. Es ist erst 12:31 Uhr, aber der Tag ist nun definitiv kein guter mehr.
Welche Verbindung gibt es zwischen Puzzle.de und „Charlie Hebdo“?
Gehen Sie mit mir ein paar Jahre in die Vergangenheit. Wir befinden uns im Jahr 1996 und dem Uni-Campus Jussieu (Paris VI und VII), wo einige Studenten, eine Kopie der „Charlie Hebdo“ in den Händen haltend, Unterschriften für eine durch die Zeitschrift initiierte Petition sammeln, unter ihnen auch der spätere Geschäftsführer von Puzzle.de. Ich war einer dieser Studenten und zu dieser Zeit kaum 25 Jahren alt.
„Charlie Hebdo“ hat mich danach einige Jahre (die gern scherzhaft als meine „militanten Jahre“ bezeichnet werden) lang begleitet. In diesen 5 Jahren galt mein ganzes Engagement der MRAP (Bewegung gegen Rassismus und für Völkerfreundschaft), und ich lernte eine Reihe sehr engagierter Vereine, Künstler, Gewerkschafter, Politiker und Pariser Journalisten aller Couleur kennen, unter anderem auch jene der Zeitschrift „Charlie Hebdo“ ... bis ich schließlich mein erstes Online-Unternehmen gründete. Meine erste Firma stand, genau wie alle späteren, ganz unter einem Motto: dem Anspruch, ein „guter Chef“ zu sein und mich nicht nur für mein Unternehmen, sondern auch für meine Mitarbeiter einzusetzen.
„Charlie Hebdo“, die darin veröffentlichten Stellungnahmen, Karikaturen und Cartoons, vor allem aber die Analysen machen mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Die wirtschaftspolitischen Artikel von „Onkel Bernard“, stets umfangreich recherchiert und enthüllend, stellen für mich auch im Berufsleben eine Bereicherung dar, sowohl im Bezug auf den Umgang mit meinen Mitarbeitern, als auch im Bezug auf meine Einstellung zu den Themen Wirtschaft, Gesellschaft und Unternehmensführung.
„Onkel Bernard“, auch bekannt als Bernard Maris, starb an diesem Mittwoch, dem 7. Januar 2015, neben den Journalisten und Karikaturisten Cabu, Tignous, Wolinski, Honore, Charb und 6 weiteren Menschen.
Dieser Mittwoch, der 7. Januar 2015, wird uns allen als ein schrecklicher Tag in Erinnerung bleiben, der so fröhlich und angenehm begann, und so voller Trauer und Bestürzung endete.
Ohne „Charlie Hebdo“ würde ich das Leben wahrscheinlich aus einem anderen Blickwinkel sehen, und würde Puzzle.de in anderer Form existieren. Wir müssen nun ohne das Team von „Charlie Hebdo“ weiterleben, ohne die messerscharfen Cartoons und Texte von Charb, Honoré, Tignous, Wolinski oder Cabu. Und ohne die warme Stimme von Bernard Maris. Ohne „Onkel Bernard“.
Seit heute fehlen dem Gebäude unseres Lebens mehrere wichtige Bausteine.
Es wird zwar halten, ist aber zerbrechlicher geworden
und dem „Puzzle“ unserer Gesellschaft fehlen 12 Teile.
Au revoir «Oncle Bernard», Au revoir an das Team von „Charlie Hebdo“.
Eric und das Team von Puzzle.de